Post by ZEN Investor on Oct 15, 2019 4:46:49 GMT 1
Ich nehme hier als Beispiel mal das Unternehmen Alex AG.
Dieses hat seine Geschäftstätigkeit am 01.01.2015 aufgenommen mit einem Aktienkapital von 100'000.-.
Eingeteilt ist es in 10'000 Aktien à 10.-.
Dieses hat seine Geschäftstätigkeit am 01.01.2015 aufgenommen mit einem Aktienkapital von 100'000.-.
Eingeteilt ist es in 10'000 Aktien à 10.-.
Jahr | Umsatz | Aufwand | Gewinn | Dividende | Eigenkapital- rendite | Eigenkapital per 31.Dezember |
2015 | 40'000 | 39'000 | 1'000 | 0 | 1,0% | 101'000 |
2016 | 80'000 | 75'000 | 5'000 | 0 | 5,0% | 106'000 |
2017 | 120'000 | 100'000 | 20'000 | 0 | 18,9% | 126'000 |
2018 | 150'000 | 145'000 | 5'000 | 0 | 4,0% | 131'000 |
2019 | 160'000 | 120'000 | 40'000 | 0 | 30,5% | 171'000 |
Jetzt nehmen wir an, wir müssten heute die Aktie bewerten. Die Zahlen von 2019 liegen natürlich noch nicht vor.
Der Aktienkurs war im Januar 2019 noch bei 16.50 pro Aktie, sank dann aber im März 2019, nach Veröffentlichung der 2018er Zahlen, innerhalb von 2 Wochen auf 8,20, erholte sich dann bis Oktober 2019 auf rund 11,50.
Hier mal ein paar Kennzahlen zur Aktie:
Aktienkurs: 11,50
Buchwert/Aktie: 17,10
Gewinn 2018/Aktie: 0,50
Dividende/Aktie: 0.-
KBV: 0,66
KGV: 23
EKR: 4,0%
EKR 2015-2018: 7,0%
Nach KGV sieht die Aktie teuer ist, aus ja nur ein kleiens Unternehmen, da zahlt man nicht gerne den 23-fachen Gewinn.
Mit dem 2017er Gewinn wäre das KGV heute aber bei (11,50/2,0)=5,75.
Welches KGV stimmt denn nun? Das ist genau das Problem:
2018 war der Aufwand um 45% höher, wodurch der Gewinn aber um 75% zurück ging.
Wäre der Umsatz nicht gestiegen, wäre der Gewinn sogar negativ geworden, also mehrere hundert Prozent gesunken.
Nimmt man hingegen die durchschnittlichen Gewinne von mehreren Jahren, so kommt man auf fast 8'000 Gewinn im Jahr, oder 0,80 pro Aktie. Dann ist der Aktienkurs viel tiefer bewertet, etwa mit einem KGV von 14,4.
Das zeigt, dass Gewinne extrem stark schwanken können.
Denn gemäss obiger Tabelle ver-8-facht sich der Gewinn für 2019!
Dies einfach, in dem der Aufwand um 20% und der Umsatz um etwa 7% gesteigert werden konnte.
SChon hat man 700% Gewinnsteigerung.
Daher sind Gewinne einzelner Jahre und damit auch die KGVs völlig unbrauchbar.
Entweder man nimmt die Gewinne aus mindestens 5 Jahren, oder gleich das KBV.
Denn der Buchwert ist nichts anderes als Startkapital+gesammelte Gewinne.
Das KBV ist viel weniger schwankungsanfällig.
Vor allem aber zeigt es, dass man in obigem Unternehmen ein reales Eigenkapital in Höhe von 131'000 (per 31.12.2018) bekommt oder 13,10 pro Aktie, dafür aber nur 11,50 bezahlen muss.
Daher sollte so eine Firma, die nicht unmittelbar vor dem Ruin steht, ungefähr mit dem doppelten Buchwert bewertet werden,
in obigem Beispiel läge der faire Aktienkurs bei rund 26.-.
In dem Beispiel wäre dann zwar das KGV etwas hoch. Aber das spielt keine Rolle, da man ja durch das Eigenkapital abgesichert ist, und die Gewinne anfangs schlicht sehr tief waren.
Ein anderes einfaches Beispiel:
Aktienkurs 100,00
Umsatz/Aktie: 80,00
Aufwand/Aktie: 75,00
Gewinn/Aktie: 5,00
Buchwert/Aktie: 100,00
KGV: 20
KBV: 1,00
Jetzt würde folgendes passieren:
Es gibt einmalig Abschreibungen, Wertberichtigungen und Anschaffungskosten, die pro Aktie gerechnet etwa 4,00 ausmachen.
Dann sieht es im Folgejahr so aus:
Aktienkurs 100,00
Umsatz/Aktie: 80,00
Aufwand/Aktie: 79,00
Gewinn/Aktie: 1,00
Buchwert/Aktie: 101,00
KGV: 100
KBV: 0,99
Umsatz/Aktie: 80,00
Aufwand/Aktie: 79,00
Gewinn/Aktie: 1,00
Buchwert/Aktie: 101,00
KGV: 100
KBV: 0,99
Am Geschäftsmodell hat sich nichts geändert, ausser dass der Aufwand einmalig um 5,33% oder 4,00 pro Aktie gestiegen ist, was aber ein einmaliger Sondereffekt ist.
Der Aufwand blieb genau gleich.
Durch 5,33% Aufwandssteigerung (von 75 auf 79 pro Aktie) sinkt aber Gewinn von 5 auf 1 pro Aktie, wodurch sich der KGV ver-5-fach, nämlich von 20 auf 100.
Das Unternehmen ist aber faktisch nicht schlechter als im Jahr davor.
Ganz im Gegenteil, es hat vielleicht in seine Zukunft investiert, und Investitionen der nächsten beiden Jahre schon vorgezogen und hat entsprechend tieferen Aufwand und höheren Umsatz die nächsten beiden Jahre.
Aber die Anleger, die nur aufs KGV schauen, sind erschreckt wg. eines Gewinnrückgangs von 80%.
Im Folgejahr kehrt der Aufwand wieder auf das normale Niveau zurück, und der Umsatz konnte um 5% gesteigert werden.
Um wieviel steigt da wohl der Gewinn?
Aktienkurs 100,00
Umsatz/Aktie: 84,00
Aufwand/Aktie: 75,00
Gewinn/Aktie: 9,00
Buchwert/Aktie: 110,00
KGV: 11,1
KBV: 0,91
Umsatz/Aktie: 84,00
Aufwand/Aktie: 75,00
Gewinn/Aktie: 9,00
Buchwert/Aktie: 110,00
KGV: 11,1
KBV: 0,91
Jetzt hat sich der Gewinn um 800% gesteigert (1 auf 9), das KGV sinkt von 100 auf 11.
Der Buchwert hingegen ist in dieser Zeit kontinuierlich und langsam gestiegen.
Einerseits kann man aus der Veränderung des Buchwertes über 5 oder mehr Jahre die langfristigen Gewinne erkennen.
Andererseits steht der Buchwert stets als Orientierungshilfe im Raum.
Ich hätte an dieser Aktie gesehen, dass sie ihren Buchwert über Jahre gesteigert hat.
Was kümmert mich da das KGV des letzten Jahres?
Das einzige, was man prüfen ist, ist: Ist durch den geringeren Gewinn bzw. den Verlust des Vorjahres das Unternehmen gefährdet, also müssen notfallmässig Kredite aufgenommen werden immer wieder (oder es kommt eine Kapitalerhöhung)?
Solche Zeichen könnten auf eine drohende Insolvenz-Gefahr hindeuten, dann Finger weg!
Aber ansonsten sind die Gewinne bzw. die Buchwertveränderung über 5-10 Jahre zu betrachten,
sowie das KBV, und sicher nicht das KGV (mit Gewinnen nur eines Jahres).